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Deutschland - Vielfalt von der Mosel bis zur Elbe

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Geschichte – Wie fing es an mit dem deutschen Wein? - Ein Auf und Ab des deutschen Weinbaus

Der Ursprung des Weinbaus liegt weit zurück und begann in der Kaukasusregion im heutigen Georgien, als vor über 7000 Jahren die ersten Weintrauben eher zufällig zu Wein vergoren wurden. Aus diesem Zufallsprodukt entstand ein berauschendes Getränk, das sich schnell über den Mittelmeerraum bis nach Ägypten ausbreitete und rasch rituelle und kulturelle Bedeutung gewann.

Die Griechen brachten den Wein später nach Gallien, ins heutige Frankreich, und nach der Eroberung Galliens durch die Römer vor mehr als 2000 Jahren schwappte schließlich auch der erste Wein nach Deutschland. Den Ursprung des deutschen Weinbaus findet man in der Umgebung der ersten römischen Siedlungen um Augusta Treverorum, dem heutigen Trier. Hier entstanden die ersten Weinberge im heutigen Deutschland und verbreiteten sich schnell zwischen Mosel, Neckar und Rhein. In der Folge kam es zu einem ständigen Auf und Ab. Einen ersten nennenswerten Aufschwung erfuhr der Weinbau zunächst im 9. Jahrhundert als mit Karl dem Großen ein ausgesprochener Weinliebhaber die Fäden in Europa in der Hand hielt. Er ließ große Waldflächen roden, um neues Rebland zu gewinnen und so den Weinbau massiv zu fördern.

Die ersten „professionellen“ Weinbauern waren schließlich die Zisterzienser, ein Benediktinerorden aus dem Burgund, welche im Raum Köln um 1123 ihr erstes Kloster gründeten und riesige Weingärten anlegten. Schnell entstanden über 200 Klöster in der Region und die Leidenschaft für Weingartenpflege, Rebsorten-Züchtung und Weinbereitung verbreitete sich rasant. Im 15. Jahrhundert erreichte der deutsche Weinbau mit 400 000 ha Rebfläche seine historisch größte Ausdehnung, vom heutigen Elsass über das nördliche Franken bis hin zum ostpreußischen Königsberg.

Die ersten Krisen ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Schon die kleine Eiszeit zwischen 1450 und 1850 setzte dem Weinbau durch Missernten stark zu, doch der größte Rückschlag erfolgte schließlich im Zuge des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648. Die enorme Zerstörung und Verwüstung der Städte und Landschaften und das Elend der Bevölkerung setzten dem Weinbau stark zu, von dem er sich nur langsam erholte. Beispielhaft führte die Hungersnot nach dem Krieg im Königreich Sachsen 1684 zum Erlass: „Wo der Pflug kann gehen, soll kein Weinstock stehen“.

Die Säkularisierung der Klöster, die Probleme im Zuge der Kleinstaaterei in Deutschland und nicht zuletzt das Aufkommen der Massenware Bier gaben dem deutschen Weinbau schließlich den Rest. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts erholte sich dieser wieder allmählich, da nun Adlige an Stelle der Mönche den Weinbau, mit zum Teil noch heute modernen weinbaulichen Produktionsmethoden, vorantrieben. Doch auch dieser Aufschwung währte nicht lange. Zunächst kam es 1850 durch die Einfuhr infizierter Rebstöcke aus Nordamerika zur rasanten Ausbreitung von echtem und falschem Mehltau, zweier Pilzkrankheiten, die im Extremfall zur völligen Missernte führen können. Hinzu kam 1863 die im Rhônetal beginnende Reblaus-Plage, die sich rasant über ganz Europa ausbreitete, die Weinstöcke zerstörte und so zu verheerenden Schäden führte. Zum Tiefpunkt des deutschen Weinbaus nach den beiden Weltkriegen Mitte des 20. Jahrhundert schrumpfte die Rebfläche in Deutschland auf 50 000 ha.

Durch chemische und technische Neuerungen kam es jedoch schon ab 1960 zum Aufschwung des deutschen Weinbaus und nunmehr einer derzeitigen Rebfläche von über 100 000 ha verteilt auf 13 Anbaugebiete quer durch Deutschland.

Rebsortenspiegel – Deutschland ein Weißweinland? Das war einmal!

Die turbulente Geschichte des deutschen Weinbaus hat nicht zuletzt auch entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise, wie in Deutschland heutzutage Weinbau betrieben wird. Als die Römer die ersten Rebstöcke nach Deutschland brachten, war die Sorten-Auswahl noch sehr überschaubar. Neben vielen heute nicht mehr bekannten Rebsorten war Untersuchungen zufolge der Traminer eine der ersten Rebsorten, die am Rhein kultiviert wurde. Als Kreuzungs-Partner mit einer einheimischen Wildsorte gilt dieser als Ursprung des heute in Deutschland sehr geschätzten Rieslings.

Im Mittelalter hat sich durch Rebenzüchtungen der Zisterzienser die Zahl der Rebsorten stark erhöht, von denen viele heute jedoch ebenfalls nicht mehr existieren, jedoch häufig als Kreuzungs-Partner heutiger Rebsorten von Bedeutung. Bekannte Sorten aus jener Zeit sind beispielsweise Elbling, Heunisch und Gutedel. Zu dieser Zeit wurde Wein noch als Gemischter Satz im Weinberg angebaut, wobei innerhalb einer Parzelle eine Vielzahl verschiedener Sorten wuchsen und zusammen gekeltert wurden. Ferner wurde damals der Wein in zwei Typen unterschieden, den hunnischen Wein, sauer und für das einfache Volk bestimmt, und den fränkischen Wein, der Wein des Adels aus Silvaner, Elbling und den Burgundersorten.

Erst Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten terrassierten, Rebsorten-reinen Weinberge in der Pfalz. Dies läutete die Blütezeit des deutschen Weinbaus ein und die Qualität deutscher Weine stieg sprunghaft an. Genau zu jener Zeit entwickelte sich aus dem sauren, einst verschmähten Riesling die heute sehr beliebte Edelsorte. Spätestens im Zuge der Neuaufrebungen in Folge der Reblaus-Plage Ende des 19. Jahrhunderts fristet der Gemischte Satz endgültig ein Nischendasein und gilt heutzutage lediglich im Wiener Raum als Qualitätsmerkmal.

Heute prägen zum Teil riesige Monopol-Lagen das Bild im deutschen Weinbau und von rund 140 in Deutschland zugelassenen Rebsorten haben nur noch rund ein Dutzend Marktrelevanz. Hier sind vor allem bei den weißen Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau, Grau- und Weißburgunder sowie Sylvaner die Spitzenreiter.

Bei den roten Trauben führt der Spätburgunder, gefolgt von Dornfelder und Portugieser. Galt Deutschland lange als ausschließliches Weißweinland mit über 75% Weißweinreben und “deutsche Rote” als dünn, Tannin-arm und meiste restsüß, hat sich dies in den letzten 25 Jahren maßgeblich geändert. Der Anteil roter Trauben liegt nun bei über einem Drittel und durch gezielte Ertragsreduktion, langen Ausbau und Lagerung im Barriquefass sorgen deutsche Rotweine auch international für Aufsehen. Hier allem voran Weine aus Spätburgunder und zunehmend auch aus Lemberger WEINEMPFEHLUNGEN AUS DEM SHOP. Durch die für den Weinbau doch eher kühl-feuchten Bedingungen in Deutschland und der damit einhergehenden Pilzbelastung der Trauben wurden schon Anfang der 1990er Jahre die ersten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten in Deutschland zugelassen. In den letzten 10 Jahren bekommen diese sogenannten PIWIs, bedingt durch Klimawandel und Aspekte der Nachhaltigkeit, eine immer größere Relevanz, allem voran Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris, Muscaris und Regent.

Weinqualitäten – Landwein, QbA oder doch lieber Prädikatswein?

Zu der Vielzahl an Rebsorten, gibt es in Deutschland eine Vielzahl unterschiedlicher Qualitätsstufen, die grundlegende Eigenschaften und Herstellungsmerkmale sowie Herkunftsbezeichnungen eines Weines widerspiegeln.

Die niedrigste Stufe bilden Weine ohne engere Herkunftsangabe, früher als Tafelwein bezeichnet. Hierbei müssen die Trauben ausschließlich im Inland geerntet werden und es gibt nur sehr geringe Mindestanforderungen an Mostgewicht und Gesamtsäure des Weines, zwei wichtige Qualitäts- und Stabilität-Merkmale von Wein.

Die nächst höhere Stufe bilden die Weine geschützter geografischer Herkunft oder auch Landweine aus den 26 Landweingebieten in Deutschland, wie beispielsweise Landwein der Mosel oder sächsischer Landwein. Bei diesen Weinen müssen mindestens 85 % der Trauben aus diesem Gebiet stammen und die Mindestanforderungen an Mostgewicht und Gesamtsäure des Weines sind höher.

Die letzte Stufe bilden Weine geschützter Ursprungsbezeichnung, wobei hier noch in Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA) und Prädikatswein unterschieden werden kann. Weine dieser Stufe müssen aus den 13 zugelassenen Anbaugebieten in Deutschland stammen. Hierzu zählen beispielsweise die Pfalz, Rheinhessen, Ahr, Rheingau und Sachsen. Die Weine müssen in puncto Aussehen, Geruch und Geschmack fehlerfrei sein und sortentypische Merkmale aufweisen. Bei der Beschreibung ist die Angabe einer engeren geografische Bezeichnungen, wie die Einzellagen oder Großlagen, möglich. Die Trauben müssen entsprechend aus diesem bestimmten Anbaugebiet stammen und dort zu Qualitätswein verarbeitet werden. Eine Anreicherung der Weine mit Zucker oder konzentriertem Traubenmost ist nicht erlaubt. Die Weine haben generell eine hohe Mindestanforderung an Mostgewicht und Gesamtsäure.

Die Prädikatsweine haben je nach Anbaugebiet zusätzliche Qualitätsanforderungen an das Mostgewicht. Mit zunehmenden Mostgewicht gibt es hier die Prädikate Kabinett, Spätlese (nur vollreife Beeren), Auslese (keine kranken und unreifen Beeren), Beerenauslese (weitgehend edelfaule und überreife Beeren) und Trockenbeerenauslese (weitgehend nur edelfaule Beeren). Ein weiteres Prädikat ist Eiswein, bei dem nur vollreife, gefrorene Trauben verarbeitet werden.

In jüngerer Vergangenheit haben sich auch Prädikate wie “Selection” für trockene Weine gebietstypischer Rebsorten von exzellenter Qualität und “classic” für gebietstypische, trocken ausgebaute Weine von gehobener Qualität etabliert.

Leider erwecken diese Qualitätsstufen und Prädikate den Eindruck, dass nur Qualitäts- und Prädikatsweine hochwertige Produkte sein können, was dem Stand der Landweine in vielen Fällen nicht gerecht wird. Gerade in den letzten Jahren und durch die sorgfältige Kellerarbeit aufstrebender junger Winzer gibt es eine Vielzahl exzellenter, deutscher Landweine auf dem Markt. Diese sind oft unfiltriert abgefüllt und daher leicht trüb und genügen daher der Qualitätsweinprüfung nur in puncto Aussehen nicht, sind jedoch ausgezeichnete, handwerklich einwandfreie Weine.

Labels – Was macht handwerkliche Weine so besonders?

Unter der großen Masse an Weinen aus Deutschland ist nur ein Bruchteil den handwerklichen Weinen zuzuschreiben, der überwiegende Teil sind industrielle Supermarkt-Weine, produziert mit enormen maschinellen Einsatz aus riesigen Parzellen, getrimmt auf Masse, schnelle Verfügbarkeit und ohne jede Seele und Charakter. Und gerade hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Nur mit viel Sorgfalt, Aufmerksamkeit fürs Detail und vor allem Zeit können tiefgründige, spannende Weine mit einzigartigem Charakter entstehen.

Handwerkliche Weine werden oft von Winzern hergestellt, die eine enge Beziehung zu ihren Weinbergen und Rebstöcken haben. Sie kümmern sich persönlich um die Pflege der Reben und ernten die Trauben von Hand. Viele handwerkliche Winzer bevorzugen einen nachhaltigen, umweltfreundlichen Ansatz beim Anbau ihrer Reben. Sie verwenden häufig organische oder biodynamische Methoden und vermeiden den Einsatz von synthetischen Pestiziden, Herbiziden und Düngern. Bei der Weinbereitung werden handwerkliche Methoden angewendet, die oft auf langjähriger Erfahrung und überliefertem Wissen basieren. Dies kann beispielsweise die Verwendung von natürlichen Hefen, den sogenannten Weinbergshefen, lange Maischestandzeiten oder eine schonende Pressung der Trauben umfassen. Handwerkliche Weine spiegeln oft den Charakter und die Besonderheiten der jeweiligen Weinregion wider. Die Winzer möchten die Einzigartigkeit ihres Terroirs hervorheben und Weine erzeugen, die den spezifischen Charakter ihrer Region widerspiegeln.

Im Vergleich zu großen kommerziellen Weingütern sind handwerkliche Weine oft auf eine begrenzte Produktion ausgelegt. Die Winzer konzentrieren sich auf Qualität statt Quantität und möchten Weine erzeugen, die ihre handwerkliche Herangehensweise und ihr Engagement für herausragende Qualität zeigen. Zu diesen Grundsätzen der Rebarbeit und Weinbereitung hat sich unter anderem der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) verpflichtet und legt strenge Kriterien für seine Mitglieder fest. So wollen sie sicherstellen, dass die Weine der VDP-Mitglieder eine hohe Qualität haben und die Besonderheiten des deutschen Weinbaus widerspiegeln.



Bilder: © Adobe Stock ( #182397156) & Weinkombinat Hugel - Jens Hugel