Was ist Orange Wine?
Orange is the new black… Quatsch, andere Baustelle. Orange Wine ist keine neue Sache, auch wenn es gerade den Anschein hat (an den Füßen des Kaukasus arbeitet man schon seit Ewigkeiten so). Bei der ominösen vierten Weinfarbe, neben Rotwein, Weißwein und Rosé, handelt es sich um maischevergorene helle Rebsorten, wie Gewürztraminer, Pinot Gris und andere bekannte Reben. Diese finden normalerweise ohne große Maischestandzeit (geschweige denn Maischegärung) ihren Weg in die Flasche. Beim Orange Wine ist es etwas anders. Hier bleibt der Kontakt bestehen und um es vereinfacht darzustellen, kann man sagen, dass hier helle Rebsorten wie rote verarbeitet werden. Oft kommt es, wie bei der Rotweinbereitung, auch zum biologischen Säureabbau mittels malolaktischer Gärung, bei der die aggressivere Äpfelsäure in die mildere Milchsäure umgewandelt wird. Der Ausbau dieser Weine ist dem der Rotweine sehr ähnlich (zum Beispiel Holzfass, Beton oder Tonamphore). Oft wird maischevergorenen Weißweinen nachgesagt, sie würden ihre Sortentypizität verlieren – was schlicht nicht stimmt. Gerade Aroma-Rebsorten, wie der oben genannte Gewürztraminer ist auch für Einsteiger oft als dieser erkenntlich und hat neben dem gewohnten Aroma feine Tannine und eine Würze, wie man sie so vielleicht noch nicht feststellen konnte.
Wie erkenne ich guten Orange Wine?
Ein guter Orange Wine braucht vor allem drei Dinge: gesunde Trauben, Geduld und Mut. Gesunde Trauben sind grundsätzlich immer der Schlüssel zu guten Weinen, jedoch beim Orange Wine besonders wichtig. Durch den langen Kontakt von Schalen, Kernen (zum Teil auch Rappen) und Most können schon kleine Mengen Fäulnis und Mehltaubefall zu Fehlgärung und Weinfehlern führen. Für die Maischegärung braucht es, wie beim Rotwein, Zeit und Geduld. Bei einigen Rebsorten sind bis zu 6 Wochen Maischegärung nötig, bis ihr volles Potenzial zum Vorschein kommt. Dabei wird die Maische oft täglich sanft umgewälzt. So entsteht über die Zeit eine unglaubliche Vielzahl an floralen bis teilweise krautigen Aromen. Auch der Tannin-Grip wird mit zunehmend längerem Kontakt von Schale, Kernen und Most intensiver und lässt sich so gezielt steuern. Nicht zuletzt benötigt es eine gesunde Portion Mut einen Wein zu keltern, der in keine der gängigen Muster und Schubladen passt und erst langsam eine Renaissance erfährt. Hier sind es oft junge Weingüter, die sich dieser Herausforderung stellen.
Wie passt Orange zum Essen?
Orange Wines sind hervorragende Essensbegleiter und können durch ihre Vielfältigkeit mit unterschiedlichsten Speisen kombiniert werden. Ein robuster Orange passt zum Beispiel durch seine reichen Aromen und Texturen perfekt zu gegrilltem Fleisch sowie Schmor- und Wildgerichten. Ein Orange Wine mit eher fein strukturierten Tanninen ist hingegen eine wunderbare Ergänzung zu Käse- und Wurstplatten. Grundsätzlich passt der Orange durch seine komplexe Struktur gut zu stark gewürzten Speisen und führt zu einer ausgewogenen Geschmackskombination. Nicht zuletzt gewinnt der Orange Wine dadurch im indischen und fernöstlichen Raum immer mehr an Bedeutung, da er exzellent mit fermentierten und intensiven Gerichten und Lebensmitteln, wie Kimchi und Sushi, harmoniert.
Wie servierst Du Orange am Besten?
Leicht gekühlt funktionieren die meisten Orange Wines am besten und sind zwischen 10 und 12 °C ideal zu genießen. Sehr kräftige Oranges können aber durchaus auch etwas höhere Temperaturen bis 14 °C vertragen, um ihre volle Kraft zu entfalten. Eine zu niedrige Temperatur kann jedoch dazu führen, dass sich die Aromen weniger entfalten und der Wein weniger geschmacksintensiv wirkt. Eines gilt jedoch für alle Oranges Wines, sie brauchen Luft und Zeit, damit sie richtig in Fahrt kommen. Es empfiehlt sich daher unbedingt, die Weine zu karaffieren, atmen zu lassen und großvolumige Gläser zu nutzen.
Wie lange kannst Du Orange wine lagern?
Durch die rotwein-ähnliche Verarbeitung mit kontrolliert oxidativem Ausbau und dank langer Reifezeit erreichen Orange Wines eine beachtliche Stabilität, die sie sehr lagerfähig macht. Generell werden die meisten Orange Wines jung getrunken, um ihre frischen und lebendigen Aromen und Texturen zu genießen. In den ersten 1 bis3 Jahren nach der Abfüllung sind viele Orange Wines am besten, da sie ihre fruchtigen und blumigen Noten noch am stärksten ausdrücken. Es gibt jedoch einige Orange Wines, die mit der Zeit und einer Reife von 5 bis 10 Jahren an Komplexität gewinnen. Dies hängt maßgeblich von Sorte, Verarbeitung sowie Säure- und Tanninstruktur ab. Du bist Dir unsicher bei Deinem Orange Wine? Dann frage mich einfach im LiveChat oder schreib eine Mail – ich steh’ Dir gern beratend zur Seite!
Bilder: © Hardy Müller und Lucie Greiner (Medienagenten)