Seit wann gibt es Weine vom Balaton?
Ungarn kann auf eine sehr lange Weinbaugeschichte zurückblicken. Schon die Römer brachten im 2. Jahrhundert n. Chr. den Weinbau nach Pannonien, dem heutigen Ungarn. Sie erkannten das Potenzial des Landes für den Weinanbau und legten die Grundlagen für den Weinbau in der Region, vor allem entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse. Im Karpatenbecken dominierte noch lange Zeit die alte, zentralasiatische Weinbautradition.
Im Mittelalter war der ungarische Weinbau von großer Bedeutung für das Land. Unter der Herrschaft der Arpaden-Dynastie im 9. Jahrhundert wurde der Weinbau stark gefördert und entwickelte sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor. Selbst Karl der Große soll zu jener Zeit vom “Awarenwein” so fasziniert gewesen sein, dass er Weinreben aus Ungarn importieren ließ.
Während der osmanischen Besatzung Ungarns im 16. und 17. Jahrhundert wurde der Weinbau durch das Alkoholverbot stark beeinträchtigt. Viele Weinberge wurden zerstört und der Weinbau geriet in eine schwierige Phase. Dennoch gelang es einigen Weingütern, meist katholische Klöster, ihre Traditionen aufrechtzuerhalten und ihre Weine weiterhin zu produzieren
Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch Ungarn von der Reblausplage heimgesucht, die den Großteil der Weinberge zerstörte. Dies führte zu einem dramatischen Rückgang der Weinproduktion. Nach der Krise wurden widerstandsfähige Rebsorten eingeführt und neue Weinberge angelegt. Der Wiederaufbau des ungarischen Weinbaus begann und es wurden neue Techniken und moderne Anbaumethoden eingeführt.
Während der Zeit des Sozialismus in Ungarn wurde der Weinbau von staatlichen Unternehmen kontrolliert, was zu einer Fokussierung auf Massenproduktion und niedrige Qualität führte. Nach der politischen Wende in den 1990er Jahren erlebte der ungarische Weinbau einen neuen Aufschwung. Viele kleine, unabhängige Weingüter wurden gegründet, die sich auf Qualität, Tradition und die Wiederentdeckung einheimischer Rebsorten konzentrierten.
Heute ist der ungarische Weinbau von großer Vielfalt geprägt. Ungarische Weine sind mittlerweile für ihre Qualität, ihren einzigartigen Charakter und ihre einheimischen Rebsorten wie Furmint, Kadarka und Kékfrankos (wie der Blaufränkisch hier genannt wird) über die Grenzen des Landes bekannt.
Was macht Ungarn als Weinland besonders?
In Ungarn herrscht ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Die Bodenstruktur des Landes ist äußerst vielfältig, von sandigen, lehmigen Böden, über kalk- oder Löss-haltige Böden bis hin zu vulkanischen Gesteinen. Zudem gibt es eine Vielzahl autochthoner Rebsorten, die sich an die unterschiedlichen Böden angepasst haben.
Ungarn gliedert sich in 6 Weinbauregionen, die sogenannten Borrégió, auf. Eine der bekanntesten ist die Tokaj, hinzu kommen Felső-Magyarország, Duna, Balaton, Felső-Pannon und Pannon. Diese Regionen unterteilen sich wiederum in 22 Weinbaugebiete, sogenannte Borvidék.
Das Gebiet Tokaj ist weltweit für seine edelsüßen Weine bekannt, insbesondere für den Tokaji Aszú. Die Weine werden aus der Rebsorte Furmint hergestellt und profitieren von dem einzigartigen Mikroklima, das von feuchten Morgen- und Abendnebeln sowie sonnigen Nachmittagen geprägt ist. Tokaj ist eine UNESCO-Welterbestätte und gilt als eine der ältesten Weinregionen der Welt.
Eger ist eine weitere bedeutende Weinregion in Ungarn, die für ihre Rotweine bekannt ist. Die Region ist hauptsächlich für den Bull's Blood (Egri Bikavér) berühmt, einen charaktervollen Rotwein aus einer Mischung verschiedener Rebsorten wie Kékfrankos, Kadarka und anderen internationalen Sorten. Die Weinberge von Eger erstrecken sich entlang von Hügeln und bieten eine malerische Kulisse.
Villány, im südlichen Teil Ungarns gelegen, ist bekannt für seine erstklassigen Rotweine. Die Region profitiert von einem milden, sonnigen Klima und hat sich in den letzten Jahren einen Ruf für kraftvolle und elegante Rotweine ausgebaut, vorwiegend aus der Rebsorte Cabernet Sauvignon und Kékfrankos.
Der Balaton, auch als Plattensee bekannt, ist nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch eine Weinregion von Bedeutung. Die Region um den Balaton ist für ihre frischen und fruchtigen Weißweine bekannt, die aus Rebsorten wie Olaszrizling (Welschriesling), Riesling und Chardonnay hergestellt werden.
Somló ist eine kleinere, aber bemerkenswerte Weinregion in Ungarn, die für ihren vulkanischen Boden und ihre einzigartigen Weine bekannt ist. Die Weine aus Somló, vornehmlich aus der einheimischen Rebsorte Hárslevelü, zeichnen sich durch ihre mineralische Frische und ihre Finesse aus.
Sopron liegt nahe der österreichischen Grenze und ist für ihre elegante Rotweine bekannt. Die Region profitiert von einem gemäßigten Klima und ist bekannt für ihre erstklassigen Weine aus Kékfrankos und Pinot Noir.
Woran erkenne ich ungarischen Qualitätswein?
Wer Qualitätswein aus Ungarn trinken möchte, sollte auf die Bezeichnung OEM oder Minőségi Bor und ein orange-rotes Siegel am Etikett achten. Dies entspricht dem Qualitätswein mit geschützter Herkunft. OEM-DHC-Weine (Districtus
Hungaricus Controllatus) sind, dem österreichischen DAC angelehnt, besondere Qualitätsweine aus den Gebieten Izsáki Arany Sárfehér und Villány. Hier gibt es die drei Stufen Classicus, Premium und Super Premium.
Landweine aus Ungarn tragen die Bezeichnung OFJ oder Tájbor und stammen aus den 6 Landweinregionen Balaton, Balatonmelléki, Duna-Tisza közi, Dunántúli, Zemplén und Felső-Magyarország. Sie werden durch ein blau-gelbes Siegel am Etikett gekennzeichnet.
Weine ohne Herkunftsbezeichnung, früher Tafelwein genannt, tragen die Kennzeichnung FN oder Bor.
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