Der italienische Weinbau hat eine reiche und faszinierende Geschichte, die Jahrtausende zurückreicht. Die Ursprünge des Weinbaus in Italien lassen sich bis in das 9. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen, als die Griechen begannen, Reben in Sizilien, Kampanien und Kalabrien anzubauen. Im Verlauf der Antike gedieh der Weinbau in Italien weiter und vor allem unter der Herrschaft des Römischen Reiches kam es zu einer Blütezeit.
Während der römischen Ära spielte Wein eine zentrale Rolle im täglichen Leben. Die Römer schätzten den Wein als Genussmittel und nutzten ihn für religiöse Rituale. So war Bacchus der Gott des Weines. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. war der Anbau schließlich in ganz Italien verbreitet. Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. erreichte die Weinkultur in Italien ihren Höhepunkt mit Pompeji als Zentrum. Es entstanden vielerorts neue Anbaumethoden und Techniken, sowie erste Rebenzüchtungen, die speziell auf das jeweilige Terroir angepasst waren. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Aufzeichnungen über italienische Weinsorten und Weinbereitungs-Techniken. Den Römern ist es auch zu verdanken, dass sich der Weinbau von Spanien, über Frankreich bis England in ganz Europa verbreitete.
Nach dem Fall des Römischen Reiches um das 5. Jahrhundert n. Chr. erlebte der Weinbau in Italien eine Phase des Rückgangs. Die nachfolgenden Jahrhunderte waren von politischen und sozialen Umwälzungen geprägt, die sich negativ auf den Weinbau auswirkten. Es war jedoch die katholische Kirche, die eine wichtige Rolle bei der Bewahrung und Entwicklung des Weinbaus in Italien spielte. Mönche und Klöster waren maßgeblich an der Pflege von Weinbergen beteiligt und trugen so zur Erhaltung von Weinbauwissen und -traditionen bei.
Zu Beginn der Renaissance, Anfang des 14. Jahrhunderts, gewann der italienische Weinbau wieder an Bedeutung und entwickelte sich zu einer wichtigen Wirtschaftsbranche. Schon 1716 wurden unter dem Florentiner Großherzog Cosimo III. de’ Medici erste Weinzonen für die Chianti-Herstellung deklariert. Somit war Italien eines der ersten Länder mit strikten Herkunft-Bezeichnungen für seine Weine. Die Einführung von Qualitätsstandards und kontrollierten Herkunftsbezeichnungen, wie dem DOC (Denominazione di Origine Controllata), halfen schließlich dabei, die Qualität und Authentizität italienischer Weine zu schützen und zu fördern. Im 19. Jahrhundert begannen italienische Winzer nach französischem Vorbild, moderne Techniken wie die Verwendung von Edelstahltanks und die Einführung von Flaschenabfüllung zu übernehmen. Der italienische Wein erlebte dadurch einen qualitativen Aufschwung und begann, international an Renommee zu gewinnen.
Heute ist Italien einer der größten Weinproduzenten der Welt und vor allem bekannt für seine Vielfalt an einheimischen Rebsorten, einzigartigen Terroirs und ursprünglichen Weinbereitungs-Traditionen. Von Barolo in Piemont über Chianti in der Toskana bis hin zum Prosecco in Venetien gibt es eine Fülle von Weinen, die die einzigartige Geschichte und Kultur des Landes widerspiegeln.
Chianti, Barolo und Co. – die grenzenlose Vielfalt italienischer Weine
Italien ist für seine beeindruckende Vielfalt an Wein- und Rebsorten sowie seine zahlreichen Weinregionen weltweit bekannt. Von den norditalienischen Alpen bis hinunter in den sonnenverwöhnten Süden bietet das Land eine faszinierende Palette an Weinen, die unterschiedliche Geschmacksprofile und Stilrichtungen aufweisen. Das Terroir ist von großer Vielfalt geprägt, auch wenn klimatisch viele Gemeinsamkeiten bestehen. Die Alpen bieten Schutz vor den frostigen Nordwinden und die Apenninen wirken als Wetterscheide quer durch das Land. So gibt es zahlreiche Regionen mit milden, regenreichen Wintern und warmen, sonnenreichen Sommern, perfekt für tiefe, kraftvolle Weine.
Mit über 600.000 Hektar Rebfläche und fast 50 Millionen Hektoliter Wein zählt Italien zu den Spitzenreitern weltweit. Dabei verteilt sich der Weinbau auf über 400 DOC Zonen, 2 Millionen Weintraubenerzeuger, 340.000 Kellereien und 45.000 Wein-Abfüller. Unübertroffen ist die Vielfalt der Rebsorten. 2000 verschiedene Sorten ist Weltrekord, wobei viele noch antiken Ursprungs sind. Bei den Rotweinsorten sind Sangiovese und Montepulciano am häufigsten anzutreffen, bei den Weißweinsorten führen Trebbiano Toscano und Catarratto Bianco die Liste an.
Im Norden Italiens befinden sich einige der bekanntesten Weinregionen des Landes. Das Piemont ist berühmt für seine edlen Rotweine, insbesondere den Barolo und den Barbaresco, die aus der Nebbiolo-Traube hergestellt werden. Das nahe gelegene Valpolicella in der Region Venetien ist für seinen Amarone und seinen Ripasso berühmt, die aus den autochthonen Rebsorten Corvina, Rondinella und Molinara gekeltert werden.
In der Toskana im Zentrum Italiens befindet sich eine weitere renommierte Weinregion. Hier wird der berühmte Chianti hergestellt, ein trockener Rotwein, der hauptsächlich aus der Sangiovese-Traube gewonnen wird. Die Toskana ist auch die Heimat des Brunello di Montalcino, eines kräftigen und komplexen Rotweins, der ausschließlich aus der Sangiovese-Grosso-Traube gekeltert wird.
Im Nordosten Italiens liegt die Region Friaul-Julisch Venetien, die für ihre hochwertigen Weißweine bekannt ist. Hier findet man Rebsorten wie den aromatischen Sauvignon Blanc, den mineralischen Friulano und den frischen Pinot Grigio. Eine weitere berühmte Weißweinregion ist das Trentino-Alto Adige, das hervorragende Pinot Bianco, Gewürztraminer und Müller-Thurgau produziert.
Im Süden Italiens gibt es ebenfalls bemerkenswerte Weinregionen. Apulien, der „Absatz des italienischen Stiefels", ist für seine kräftigen Rotweine bekannt, darunter der Primitivo (auch als Zinfandel bekannt) und der Negroamaro. In Sizilien erzeugt man eine Vielzahl von Weinen, darunter den Nero d'Avola, einen intensiven Rotwein, sowie den frischen und fruchtigen Weißwein Grillo.
Neben den bereits genannten Rebsorten haben viele italienische Weinregionen auch ihre eigenen einheimischen Traubensorten, die ihnen einen einzigartigen Charakter verleihen. Zum Beispiel ist der Aglianico in Kampanien und Basilikata beheimatet, der Vermentino in Ligurien und Sardinien, und der Garganega in Venetien für den berühmten Soave verantwortlich.
Wie erkenne ich italienischen Qualitätswein?
Lange Zeit war Italien in Bezug auf Wein vor allem für eines bekannt: Massenware. Im Zuge des neuen Weingesetzes von 1963 hat jedoch ein schlagartiger Wandel eingesetzt. Der Umbruch vollzog sich zuerst im Gebiet um das Chianti-Classico in der Toskana und erfasste schnell das ganze Land. Nach und nach wurden neue Qualitätsstufen und Herkunftsbezeichnungen eingeführt und bilden die Grundlage für die heutige Qualitätspyramide.
Die niedrigste Qualitätsstufe bildet der Vino (früher Vino da Tavola) und entspricht der früheren Bezeichnung für Tafelwein in anderen Ländern. Vino da Tavola sind in der Regel einfachere Weine ohne spezifische Herkunftsangabe.
Danach kommen die Weine der Kategorie “Indicazione Geografica Protetta”, kurz IGP. Die IGP-Kategorie wurde ursprünglich als „Landwein“ oder IGT bezeichnet und wurde eingeführt, um Weine zu kennzeichnen, die aus bestimmten geografischen Regionen stammen und bestimmte Qualitätsstandards erfüllen.
Die höchste Stufe bilden die DOP-Weine (Denominazione di Origine Protetta), wobei diese noch zusätzlich in die früheren Bezeichnungen DOC (Denominazione di Origine Controllata) und DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) unterteilt werden. DOC stellt eine genau definierte Herkunftsbezeichnung dar. Sie regelt den Anbau von Trauben, die Weinbereitungs-Techniken und die Lagerung der Weine. Jede DOC-Region hat spezifische Vorschriften, die von den Winzern eingehalten werden müssen.
An der Spitze stehen die DOCG-Weine. Diese Bezeichnung wird nur an Weine vergeben, die die strengsten Anforderungen erfüllen und als Spitzenweine gelten. DOCG-Weine unterliegen noch strengeren Vorschriften als DOC-Weine und müssen zusätzliche Qualitätskontrollen durchlaufen.
Darüber hinaus gibt es in einigen Regionen spezielle Qualitätsstufen, die über das DOCG-Niveau hinausgehen. Beispielsweise gibt es in der Region Piemont die Bezeichnung „Riserva" für Barolo- und Barbaresco-Weine, die eine längere Reifung erfordert oder “Superiore” für Weine mit besonders hohen Anforderungen in Bezug auf Mostgewicht, Säuregehalt und Reifezeit.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Qualitätsstufen allein nicht immer einen Rückschluss auf die tatsächliche Qualität eines Weins ermöglichen. Es gibt auch viele erstklassige Weine, die außerhalb der DOCG- oder DOC-Kategorien fallen, aber dennoch hervorragende Qualität bieten. Gerade die Weine der bekannteren Naturwein-Winzer bewegen sich weit außerhalb des alten Qualitäts-Systems.
Die grüne Revolution am Stiefel?
Ökologisch produzierte Weine aus Italien sind ein zunehmend beliebter Teil des Weinmarktes und spiegeln die wachsende Nachfrage nach nachhaltigem Anbau und umweltfreundlicher Weinherstellung wider. Viele italienische Winzer haben erkannt, dass ökologische Weinproduktion nicht nur zur Erhaltung der Umwelt beiträgt, sondern auch die Qualität der Weine verbessern kann.
Bei der ökologischen Weinproduktion stehen umweltverträgliche Praktiken im Vordergrund. Dies beinhaltet den Verzicht auf den Einsatz von chemischen Pestiziden, Herbiziden und synthetischen Düngemitteln. Stattdessen setzen ökologisch orientierte Winzer auf natürliche und biologische Methoden, um Schädlinge und Krankheiten zu bekämpfen und die Gesundheit der Reben zu fördern. So zum Beispiel der Einsatz von organischen Düngemitteln wie Kompost oder tierischem Mist, um den Boden zu nähren und die Fruchtbarkeit zu erhalten. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung der Biodiversität im Weinberg.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der ökologischen Weinherstellung ist die Minimierung des Einsatzes von Wasser und Energie. Winzer setzen auf effiziente Bewässerungssysteme, um den Wasserverbrauch zu reduzieren, und nutzen erneuerbare Energien, um den Energiebedarf im Weinberg und im Weingut zu decken.
Die Zertifizierung von ökologischen Weinen erfolgt in Italien durch das Label „Agricoltura Biologica" (Biologische Landwirtschaft) oder durch internationale Zertifizierungsstellen wie „Bio" oder „Demeter". Diese Zertifizierungen stellen sicher, dass bestimmte Standards und Richtlinien in Bezug auf ökologische Praktiken eingehalten werden.
Ökologisch produzierte Weine aus Italien sind in einer Vielzahl von Weinregionen zu finden. Von den Hügeln der Toskana bis hin zu den Küstenregionen Siziliens gibt es eine wachsende Anzahl von Weingütern, die sich dem ökologischen Anbau verschrieben haben. Viele dieser Weingüter produzieren eine breite Palette von Weinen, die den authentischen Charakter ihrer Region und ihrer Rebsorten widerspiegeln.
Bild: © Weinkombinat Hugel - Jens Hugel