Mit Vasco da Gama in die ganze Welt
Der Ursprung des portugiesischen Weinbaus lässt sich bis in die Zeit der Phönizier zurückverfolgen, die vor etwa 4.000 Jahren die ersten Reben auf der Iberischen Halbinsel anpflanzten. Später wurden die Griechen und Römer zu bedeutenden Akteuren im Weinbau und führten fortschrittliche Anbaumethoden und Weinherstellungstechniken in Portugal ein.
Während des 12. und 13. Jahrhunderts begann die portugiesische Weinproduktion in den Händen von Klöstern zu florieren. Diese Klöster übernahmen die Verantwortung für den Anbau von Reben und die Weinherstellung und entwickelten die ersten Weingüter, sogenannte "Quintas", die auch heute noch eine wichtige Rolle im portugiesischen Weinbau spielen.
Ein Stück weit ist es dem portugiesischen Weinbau zu verdanken, dass Portugal im 13. Jahrhundert zu einer Weltmacht aufstieg. So war es König Dinis, der den Weinbau im Lande massiv förderte und durch dessen Erlöse eine Handelsflotte aufbaute. Diese legte den Grundstein für Portugal als spätere See- und Handelsmacht.
So gewann Portugal in Folge zunehmend an Bedeutung auf dem internationalen Weinmarkt, insbesondere während des 15. und 16. Jahrhunderts. Portugiesische Seefahrer, allen voran Vasco da Gama und Ferdinand Magellan, trugen zur Verbreitung des portugiesischen Weins in Überseegebiete bei und sorgten dafür, dass portugiesische Weine auf den Tischen der Adligen in Europa und Asien zu finden waren.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlitt der portugiesische Weinbau eine schwierige Zeit aufgrund von Phylloxera, einer Reblaus, die viele Weinberge zerstörte. Doch Portugal überwand diese Krise und führte widerstandsfähige amerikanische Reben ein, die dazu beitrugen, den Weinbau wiederzubeleben und die Qualität der Weine zu verbessern.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts, während der Zeit der Diktatur unter Salazar, war der portugiesische Weinbau durch übermäßige Produktion und niedrige Qualitätsstandards geprägt. Dies änderte sich jedoch im Zuge der Nelkenrevolution und dem Ende der Diktatur 1974. In den folgenden Jahren wandelte sich die Weinlandschaft grundlegend und es wurde verstärkt auf die Herstellung von hochwertigen Weinen geachtet. Dabei wurden viele traditionelle autochthone Rebsorten wie Touriga Nacional, Tinta Roriz (wie der Tempranillo hier genannt wird) und Alvarinho wiederbelebt.
Heute ist Portugal für seine Vielfalt an einheimischen Rebsorten und seine charaktervollen Weine weltweit anerkannt. Fast alle Weinbauregionen in Portugal haben qualitativ einen großen Sprung gemacht und finden sich mittlerweile in der Weltspitze wieder.
Vinho Verde und Co.
Die längliche Ausdehnung Portugals von Norden nach Süden führt zu einer großen Spanne an verschiedenen klimatischen Bedingungen im Land. So zählt der Norden zu den kühlen, feuchten und fruchtbaren Regionen des Landes, wohingegen in den südlichen Teilen des Landes heißes, trockenes Kontinentalklima vorherrscht. Auch die Bodenstruktur ist sehr divers und reicht von mineralischen, kieshaltigen Böden bis hin zu sandigen Granitböden. Dies führt zu sehr unterschiedlichen Weinstilen in den einzelnen Regionen und sorgt für einen großen Facettenreichtum bei portugiesischen Weinen.
Das Land verfügt über 250 zugelassene autochthone Rebsorten, von denen die Mehrzahl rote Weinreben sind. Zu den häufigsten Rebsorten zählen hier vor allem Tinta Roriz, Baga, Castelāo Touriga Franca und Touriga Nacional bei den Roten und Fernāo Pires und Arinto bei den Weißen. Die meisten portugiesischen Weine sind Cuvées und werden oft traditionell im Gemischten Satz angebaut und gekeltert.
Der Weinbau in Portugal verteilt sich auf 11 Weinbauregionen, die sich in 29 Anbaugebiete aufgliedern, wovon sich einige auch auf der Insel Madeira und den Azoren befinden.
Das Douro-Tal ist wohl die bekannteste und berühmteste Weinregion Portugals. Hier entstehen einige der besten Portweine der Welt. Die steilen Terrassen entlang des Douro-Flusses sind mit Reben bepflanzt, die in der Regel für die Herstellung von Portwein verwendet werden. Das Douro-Tal ist jedoch auch für seine erstklassigen trockenen Rotweine bekannt, die aus Rebsorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Roriz hergestellt werden.
Die Region Alentejo erstreckt sich über weite Ebenen im Süden Portugals und ist bekannt für ihr warmes Klima und ihre fruchtbaren Böden. Hier werden einige der kräftigsten und körperreichsten Rotweine Portugals produziert, oft aus den Rebsorten Trincadeira, Aragonez (wie der Tempranillo speziell hier genannt wird) und Alicante Bouschet.
Bairrada liegt in der Nähe der Atlantikküste und ist für ihre frische Meeresbrise und ihre kalkhaltigen Böden bekannt. Die Region ist berühmt für ihre Schaumweine (Espumante) und ihre charaktervollen Rotweine, die oft aus der Baga-Traube gewonnen werden.
Vinho Verde ist eine einzigartige Region im Norden Portugals, die für ihre leichten, erfrischenden Weißweine bekannt ist. Die Weine werden oft aus autochthonen Rebsorten wie Alvarinho und Loureiro hergestellt und haben einen leichten Kohlensäuregehalt.
Das portugiesische Qualitätssystem
Wie in allen anderen EU-Ländern gibt es auch in Portugal seit 2009 ein einheitliches System für die Weinbezeichnungen und Qualitätsstufen. Eine der wichtigsten Klassifizierungen im portugiesischen Weinbau ist das sogenannte „Denominação de Origem Protegida" (DOP) und „Indicação Geográfica Protegida“ (IGP)-System. Diese Klassifizierungen basieren auf geografischer Herkunft und teilen die Weine in verschiedene Regionen ein, die jeweils spezifische Anbauvorschriften und Qualitätskriterien erfüllen müssen.
Die DOP ist die höchste Qualitätsstufe und gilt für Weine, die aus speziell ausgewiesenen Gebieten stammen und strengen Produktionsvorschriften unterliegen. Die Trauben müssen in den festgelegten Gebieten angebaut und der Wein muss nach festgelegten Verfahren und Kriterien hergestellt werden. DOP-Weine müssen auch eine sensorische Prüfung bestehen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen an Qualität und Geschmack entsprechen.
Die IGP-Klassifizierung steht unterhalb der DOP und gilt für Weine, die aus größeren geografischen Gebieten stammen, aber dennoch bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. Diese Weine müssen bestimmte Rebsorten verwenden und unter Beachtung spezifischer Anbau- und Herstellungsvorschriften produziert werden.
Darüber hinaus gibt es auch die Kategorie „Vinho" für Weine, die weniger strengen Produktionsvorschriften unterliegen, keine Ursprungsbezeichnung haben und in der Regel einfache, unkomplizierte Weine sind. Zumeist handelt es sich um Cuvées verschiedener Anbaugebiete.
Für die unterschiedliche Reifung wurden zusätzlich verschiedene Bezeichnungen eingeführt. So steht Verde für Jungwein ohne Reifung, Maduro für eine Fassreifung und Reserva für eine längere Fass- und Flaschenreifung.
Bilder: © Adobe Stock ( #288385730) & Weinkombinat Hugel - Jens Hugel