Wie begann der Weinbau in Tschechien?
Der Weinbau in Tschechien blickt auf eine lange und facettenreiche Geschichte zurück, die bis in die Antike zurückreicht. Die Ursprünge des Weinbaus in dieser Region lassen sich bis zu den keltischen Stämmen zurückverfolgen, die bereits vor der römischen Besetzung im Gebiet des heutigen Tschechiens Wein anbauten. Doch der eigentliche Aufschwung des Weinbaus erfolgte während der römischen Herrschaft, als die Römer ihre Reben über weite Teile des Landes kultivierten.
Nach dem Niedergang des Römischen Reiches geriet der Weinbau vorübergehend in den Hintergrund, wurde jedoch durch die Christianisierung der Region im 9. Jahrhundert wiederbelebt. Hier waren es vor allem die Mönche der Klöster, die Weinberge bewirtschafteten, um ihren Messwein zu keltern.
Im Mittelalter erlangten einige Regionen, wie beispielsweise Südmähren und Südböhmen, aufgrund ihrer günstigen klimatischen Bedingungen und Bodenbeschaffenheit einen ausgezeichneten Ruf für ihre Weine. Kaiser Karl IV galt als großer Weinliebhaber und hatte entscheidenden Anteil am Aufstieg der tschechischen Weine. Er überließ den Winzern Ackerfläche zum Rebbau und schützte die tschechischen Weine durch ein Importverbot für ausländische Weine. Zeitgleich wurde tschechischer Wein zu dieser Zeit in andere Teile Europas exportiert und erfreute sich großer Beliebtheit.
Während der Habsburgermonarchie im 16. und 17. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Tschechien einen weiteren Höhepunkt. Auch Kaiser Rudolf II. förderte den Weinbau und den Handel mit Wein in der Region. Es entstanden neue Weinberge und Kellereien, die den Weinbau professionalisierten und eine hohe Qualität der Weine gewährleisteten.
Das 19. und 20. Jahrhundert brachte jedoch einige Herausforderungen mit sich. Die Reblaus-Krise Ende des 19. Jahrhunderts und die beiden Weltkriege beeinträchtigten den Weinbau erheblich. Viele Weinberge wurden zerstört, und es dauerte einige Zeit, bis sich die Branche davon erholte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten Weinberge in Tschechien verstaatlicht, was zu einem Qualitätsrückgang führte. Erst nach der Samtenen Revolution im Jahr 1989 wurde der Weinbau wieder privatisiert, und viele kleine Winzer begannen, alte Rebsorten anzubauen und traditionelle Weinbereitungs-Techniken zu revitalisieren.
Heute erlebt der tschechische Weinbau eine Renaissance. Das 2002 gegründete tschechische Weinbauzentrum spielt dabei eine tragende Rolle und hat zu einer rasanten Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung im Land geführt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von exzellenten Weinproduzenten im ganzen Land, wobei die Mehrzahl kleine Familienbetriebe sind.
Tschechien, ein Weißweinland
Tschechien, obwohl vielleicht nicht so bekannt wie einige andere europäische Weinbauregionen, hat eine faszinierende Vielfalt an Weinregionen zu bieten. Diese lassen sich in zwei Regionen mit unterschiedlichem Klima einteilen. Zum einen Südmähren mit einem subkontinentalen Klima, heißen Sommern und kalten Wintern. Zum anderen Böhmen mit einem etwas gemäßigteren Klima.
Das Weinbaugebiet Südmähren vereint 94% der Rebfläche unter sich und unterteilt sich entlang der Flüsse Thaya und March in die 4 Subregionen Slovácko, Vélke Pavlovice, Mikulov und Znojmo. Hier dominieren Weißweinreben wie Grüner Veltliner, Müller-Thurgau, Welschriesling und zunehmend Chardonnay. Im kleineren Maßstab werden aber auch autochthone österreichische Rebsorten wie Neuburger und Rotgipfler zu spannenden Weinen verarbeitet.
Das Weinbaugebiet Böhmen (Jižní Čechy) liegt entlang der Flüsse Elbe, Moldau und Berounka und enthält die von sich abgetrennten Subregionen Südböhmen, Mittelböhmen und Nordböhmen. Die Hauptrebsorten der Region sind Müller-Thurgau, Weißburgunder, Traminer und Grüner Veltliner, aber auch Rotweinreben sind hier und da zu finden.
Südböhmen (Jižní Čechy) liegt entlang einer atemberaubenden Kulisse um die historischen Städte České Budějovice und Český Krumlov. Die Hauptrebsorten der Region sind Grüner Veltliner, Blauer Portugieser und St. Laurent. Mittelböhmen (Střední Čechy) liegt in der Nähe von Mělník, Karlštejn und Prag und zeichnet sich vor allem durch exzellente Weißweine aus, vornehmlich aus Müller-Thurgau und Riesling. Nordböhmen (Severočeský) ist weniger bekannt als die anderen Regionen, besitzt aber auch einige bemerkenswerte Weinanbaugebiete um die Region Litoměřice und ist bekannt für ihre erstklassigen Rieslinge.
Eine weitere erwähnenswerte Weinregion in Tschechien ist Mähren-Schlesien (Moravskoslezsko). Diese Region im Osten Tschechiens ist bekannt für ihre hochwertigen Rotweine, insbesondere aus den Rebsorten Blauer Portugieser und Blaufränkisch.
Wie erkenne ich Qualitätsweine aus Tschechien?
Das Qualitätswein-System in Tschechien ist ähnlich wie in vielen anderen europäischen Ländern streng reguliert, um sicherzustellen, dass Weine bestimmte Qualitätsstandards erfüllen und den Ruf des tschechischen Weinbaus wahren. Das System teilt die Weine in verschiedene Qualitätsstufen ein, die auf Faktoren wie der geografischen Herkunft, den Rebsorten, der Weinherstellung und der sensorischen Qualität basieren. Hierbei wird aufsteigend in Tafelwein, Qualitätswein und Prädikatswein unterschieden.
Die höchste Prädikatsstufe ist der „Kabinettwein“ (Kabinetní víno). Diese Weine stammen aus ausgewählten Weinbergen, die für ihre hervorragenden klimatischen und bodenmäßigen Bedingungen bekannt sind. Die Trauben werden sorgfältig ausgewählt und von Hand gelesen, um eine optimale Reife und Qualität zu gewährleisten.
Darüber hinaus gibt es die Prädikatsstufe Pozdní sběr (Spätlese), die Weine bezeichnet, die aus spät geernteten Trauben hergestellt werden. Diese Trauben haben länger an den Rebstöcken gereift und entwickeln dadurch eine höhere Konzentration an Zucker und Aromen. Pozdní sběr-Weine sind in der Regel süßer und fruchtiger und werden oft als Dessertweine genossen.
Eine weitere Prädikatsstufe sind die Výběr z hroznů (Auslese)-Weine, die aus den besten Trauben hergestellt werden. Die Trauben werden von Hand ausgewählt und können von den Rebstöcken noch später als die Spätlese geerntet werden. Dies führt zu Weinen mit intensiven Aromen und einer reichen Süße.
Neben den Qualitätsweinen (jakostní víno) gibt es auch noch die Kategorie der Tafelweine (stolní víno), die weniger strengen Produktionsvorschriften unterliegen und in der Regel einfacher und unkomplizierter sind.
Die Tschechische Republik hat auch eine geografische Herkunftsbezeichnung (Geographical Indication, GI) für einige ihrer Weine. Hier wird in vinařská oblast – Region, vinařská podoblast – Subregion und vinařská obec – Lage unterschieden.
Bilder: © DomaineM & Weinkombinat Hugel - Jens Hugel