Niepoort Moscatel do Douro 20 Anos

Der Niepoort Moscatel do Douro 20 Anos entstannt aus einer Idee von Dirk (5. Generation in der Portweinfamilie), der großer Fan der edlen Süßweine aus Deutschland ist. Seit Dirk das Ruder übernommen hat, schaut er aber auch über den Tellerrand und keltert unter anderem in der Mosel Spitzen-Riesling. Gleichzeitig hat er sich in den Kopf gesetzt, zu zeigen, dass das Douro-Tal nicht nur rote Trauben für Weltklasse-Ports kann, sondern auch Top-Moscatel. Die Trauben für diesen Moscatel Süßwein kommen aus alten, hoch gelegenen Weinbergen (400–500 m) bestückt mit alten Reben. Schiefer und Granit, karge Böden, viel Wind, extreme Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht – perfekte Bedingungen, damit Moscatel Galego Branco nicht nur duftig, sondern auch richtig straff und mineralisch wird. Alles wird von Hand gelesen, die schönsten Trauben kommen in die traditionellen Lagares. Dort wird angegoren – nur so lange, bis Dirk findet, dass Süße und Säure im perfekten Gleichgewicht sind. Dann stoppt ein hochwertiger Weinbrand die Gärung, der Most bleibt auf den Schalen, bis die Aromen und die Struktur sitzen. Anschließend wandert der junge Moscatel in die klassische Niepoort-Pipa-Mischung: ganz viel alte 550-Liter-Fässer, die kaum Holz abgeben, und ein kleiner, aber wichtiger Anteil neuer französischer Barriques, die für Grip und feine Röstnoten sorgen. Zwanzig Jahre Reife, regelmäßiges Auffüllen, viel Ruhe – und am Ende entsteht einer der ganz wenigen altersgereiften Douro-Moscatels, die es überhaupt auf dem Markt gibt. Kein Massenprodukt, sondern ein Solitär.

Wer jetzt noch denkt, der Moscatel Douro von Dirk Niepoort sei nur süß und parfümiert, hat diesen Wein nicht im Glas gehabt. Die Nase ist eine Explosion kontrollierter Opulenz: reife Aprikose, kandierte Orangenzesten, frische Mandeln, geröstete Haselnüsse, ein Hauch Marzipan und dann – ganz leise, aber eindeutig – eine Prise Currypulver und weißer Pfeffer. Das klingt verrückt, funktioniert aber wie die Hölle. Am Gaumen zeigt er dann, warum Dirk Niepoort zu Recht als einer der besten Winemaker der Iberischen Halbinsel gilt: Die Süße ist da, klar, aber sie wird von einer messerscharfen, fast zitronigen Säure und einer pikanten Phenolik so perfekt eingebunden, dass der Wein trotz 190 g Restzucker keinen Moment klebrig oder schwer wirkt. Die Textur ist cremig und gleichzeitig vibrierend, die Länge endlos – nach fünf Minuten steht immer noch Orangenschale und ein Hauch Salz im Mund. Das Holz gibt nur einen zarten Rahmen aus Karamell und Tabak, alles andere ist pure Rebsorten- und Terroir-Brillanz. Food? Dünn geschnittener Presunto Ibérico – die Salzigkeit und die Süße küssen sich. Wer es süß mag: klassischer Cheesecake mit etwas Zitronenabrieb oder Orangentarte oder ein bitteres Orangenmarmelade-Crostata. Mutige kombinieren ihn mit Blauschimmelkäse (Stilton, Roquefort) – funktioniert sensationell. Oder einfach solo als Meditationswein, wenn man mal richtig Eindruck schinden will. Fazit: Das hier ist kein „netter“ Moscatel, das ist ein verstärkter Weißwein von Weltrang, der sich ohne Scham neben alten Madeira, Sauterne oder Tokajer Aszú stellen darf. Dirk Niepoort hat dem Douro-Moscatel endgültig seinen Platz auf der großen Bühne verschafft – und wir dürfen ihn trinken. Respekt und sofort kaufen!