Mit den Spaniern kam auch der Wein
Der Weinbau in Argentinien begann mit der spanischen Kolonialzeit und ist von einer faszinierenden Entwicklung geprägt. Die Wurzeln des argentinischen Weinbaus gehen auf die Ankunft der spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert zurück, als der Jesuitenpater Juan Cidrón die ersten Weinreben in das Land brachte. Die spanischen Siedler begannen in den nordwestlichen Regionen Argentiniens, insbesondere um Santiago del Estero, mit dem Anbau von Criolla Grande-Reben und der Kelterei von Messwein.
In den nächsten 200 Jahren wuchs der Weinbau in Argentinien nur langsam. Erst im 19. Jahrhundert erlebte der argentinische Weinbau einen bedeutenden Aufschwung, vor allem in der Region Mendoza. Der Bau von Eisenbahnen und Bewässerungssystemen förderte die Ausweitung der Weinberge. In dieser Zeit spielten italienische und französische Einwanderer eine entscheidende Rolle im argentinischen Weinbau, da sie ihre Erfahrung und Kenntnisse mitbrachten und zum Erfolg der Weinproduktion beitrugen.
Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Beginn des 20. Jahrhunderts waren von wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen geprägt, die den Weinbau vorübergehend beeinträchtigten. Allerdings erholte sich die Branche in den 1930er Jahren, als die argentinische Regierung den Weinsektor unterstützte und den Weinexport förderte. Zu dieser Zeit war der Weinbau auf Massenproduktion ausgelegt, um die riesige inländische Nachfrage zu decken.
Erst in den folgenden Jahrzehnten und mit der Fokussierung auf Export, erlebte der argentinische Weinbau eine Modernisierung und Qualitätsverbesserung durch Ertragsreduktion und bessere Anbaumethoden. Insbesondere der Ausbau der argentinischen Weinindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg und nach Ende der Militärregierung trug dazu bei, den Ruf und die Qualität der argentinischen Weine zu steigern.
In den letzten Jahrzehnten hat der argentinische Weinbau eine bemerkenswerte internationale Anerkennung erfahren. Besonders die Region Mendoza, mit ihrer hohen Lage in den Anden und ihrem trockenen Klima, hat sich als führende Weinregion des Landes etabliert. Hier werden die meisten argentinischen Weine produziert, darunter vor allem die berühmten Malbec-Weine, die zu einem Wahrzeichen des argentinischen Weinbaus geworden sind.
Heute ist Argentinien der siebtgrößte Weinproduzent der Welt und exportiert Weine in viele Länder auf der ganzen Welt. Der Erfolg des argentinischen Weinbaus beruht auf der Vielfalt der Terroirs und der konsequenten Qualitätsorientierung der Winzer. Die Leidenschaft und Hingabe der Weinproduzenten sowie die reiche Tradition und die einzigartigen geografischen Bedingungen machen den argentinischen Weinbau zu einem faszinierenden und blühenden Teil der argentinischen Kultur und Wirtschaft.
Was wächst im Schatten der Anden?
Die Weinbaugebiete in Argentinien liegen im westlichen Teil des Landes entlang der Anden vom Norden bis nach Patagonien im Süden. Fast alle Weinberge liegen hoch in den Bergen auf über 600 Meter bis hin zum weltweit höchstgelegenen Weinberg auf 2500 Meter. Durch die Höhe und die angrenzenden Anden wird das sonst heiße und trockene Klima etwas abgemildert. Dennoch werden fast alle Rebanlagen in Argentinien bewässert, teils sogar periodisch durch Schmelzwasser der Anden geflutet.
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten waren die Hälfte der angebauten Rebsorten Criolla Grande oder Cereza, zwei rosafarben Traubensorten, die für die Massenproduktion angebaut wurden. Erst seit 15 Jahren werden vermehrt Qualitätsweinsorten, wie Malbec, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir, angebaut. Diese Sorten bilden mittlerweile die Mehrzahl der angebauten Weinreben, Tendenz steigend.
Mendoza ist zweifellos die bekannteste und wichtigste Weinregion Argentiniens. Gelegen am Fuße der Anden, profitiert die Region von den kühlen Bergbrisen, die ideale Bedingungen für den Anbau von Weinreben schaffen. Mendoza ist vor allem für seine Malbec-Weine berühmt. Die Region produziert aber auch hervorragende Cabernet Sauvignon, Syrah und Chardonnay.
San Juan liegt ebenfalls in der Nähe von Mendoza und profitiert von einem trockenen Klima und geringen Niederschlägen. San Juan ist bekannt für seine exzellenten Syrah-Weine. Die Region ist auch führend in der Produktion von Sherry-artigen Weinen, bekannt als „Vino Pálido".
Die Region Cafayate liegt in der Provinz Salta im äußersten Norden Argentiniens und ist bekannt für ihre Höhenlage und ihre einzigartigen Terroir-Bedingungen. Die Weinberge in Cafayate liegen in einer Höhe von bis zu 2500 Metern über dem Meeresspiegel, was dazu führt, dass die Trauben eine außergewöhnliche Reife und Konzentration erreichen. Torrontés, eine autochthone weiße Rebsorte, ist das Aushängeschild der Region.
Patagonien erstreckt sich über die südlichen Regionen Argentiniens und ist geprägt von kühlem Klima und starker atlantischer Meeresbrise. Diese “cool climate” Region ist bekannt für ihre Pinot Noir-Weine, es werden aber auch hervorragende Sauvignon Blanc und Malbec-Weine produziert.
Wie erkenne ich argentinische Qualitätsweine?
Seit der Gründung des staatlichen Weinbauinstituts 1959 wurden verschiedene Richtlinien für den Qualitätsweinbau und dessen Kontrolle eingeführt. Die Hauptkategorie im argentinischen Qualitätssystem ist die sogenannte „Denominación de Origen Controlada“ (DOC), die auf geografischer Herkunft basiert. Die DOC-Klassifizierung umfasst verschiedene Anbaugebiete und Weingüter in Argentinien, die bestimmte Qualitätskriterien und Produktionsvorschriften erfüllen müssen. So müssen DOC-Weine auf traditionelle Weise hergestellt werden und die Trauben müssen in einem festgelegten geografischen Gebiet angebaut und verarbeitet werden. Die Erzeugnisse müssen in einem gewissen Rahmen gleichbleibend sein und definierten Standards entsprechen. Die bekanntesten DOC-Regionen in Argentinien sind Luján de Cuyo in Mendoza, Maipú, Río Negro, San Rafael und Valle Calchaquí.
Neben der DOC-Kategorie gibt es auch die Kategorie „Vino de Calidad con Indicación Geográfica“ (IGP), die für Weine aus bestimmten geografischen Regionen gilt. Die IGP-Weine unterliegen ebenfalls bestimmten Produktionsvorschriften, die sicherstellen, dass die Weine die spezifischen Eigenschaften und Merkmale der jeweiligen Region widerspiegeln.
Das Instituto Nacional de Vitivinicultura (INV) ist die zuständige Behörde, die für die Umsetzung und Überwachung der Qualitätsvorschriften verantwortlich ist. Die INV führt regelmäßige Inspektionen durch, um sicherzustellen, dass die Weinberge und Weingüter den Qualitätsstandards entsprechen, und dass die Weine die erforderlichen Qualitätsprüfungen bestehen.
Bilder: © vino40/40 - Lucas Pfister & Weinkombinat Hugel - Jens Hugel